Offener Brief an Christian Lindner – der vierte nach Hoeneß, Watzke und Beckenbauer

Guten Morgen lieber Herr Lindner,
Ich weiß, Sie lieben die Süddeutsche. Das schloss ich aus Ihrem kurzen Vortrag in Düsseldorf.
Sie haben sicherlich den Artikel ganzseitig vernommen vom Wochenende. Seite 49
„ Voll genial“- Deutschland hat noch keine Regierung, stattdessen herrscht der Lindnerismus, die höchste Form der Selbststilisierung. Was für eine Freude“
Er bestätigt einmal mehr, auf welchen Wegen wir in diesem Land sind. Der Mainstream Journalismus hat sich den politischen Verhältnissen nahtlos angepasst – man rankt sich mit dem nichtssagenden Regierungsensemble gegenseitig über
„Verflachungs-Energie“ und „Worthülsenakrobatik“ in ein Nirwana des Vakuums.
Hauptsache: Nicht Bewegen, nichts Neues, bloß keine Komfortlinien verlassend. Hauptsache, den Geist der
„ Gewöhnungsverwahrlosung“ weiter vorantreiben!
Wie in den Familien, wenn man die jungen Leute mit materiellem „Wahn-Vor-Stellungen“ und „Boss-Louis-Karton-Zuckerguss“ behängt und glaubt, so entstünden Leistungs- Potentiale:
„Und –meine-Kinder-sollen- es-doch-mal-besser- haben-Gesinnung“.
Ein fataler Irrtum.
Alles was auch nur nach Leistungswillen, Einsatzbereitschaft, Innovation und notwendiger Umsetzungs,- und Führungsbereitschaft schimmert wird gnadenlos im Keim erstickt oder von den CDU/SPD Arbeitsgruppen wegreguliert, kosmetisch behandelt oder gar nicht erst erwähnt. Vielleicht merkt`s ja keiner. Ich denke, es gibt noch nicht mal einen „Friedhof von Ideen“ wie in vielen Seminaren, die niemals den wichtigen Weg von der Pinnwand auf die Straße der Umsetzung finden. Es ist ja keiner verantwortlich.
Was kam denn wirklich bei den Verhandlungen heraus, die jetzt vom „Wendehals der Wucht“ seinen noch-Anhängern verkauft wird?
Habe am Wochenende mal die 28 Seiten kritisch analysiert für meine Interviews.
Ergebnis: Grundsätzlich „Ein- Weiter-§-So!“ Koste es, was es wolle. Wir haben ja so viel davon.
Lieber Herr Lindner,
Frankreich war tiefer verfilzt in der Hollande-Ära noch tiefer. Daher war Macron überhaupt möglich.
Deutschland ist offenbar noch nicht so weit unten. Deutschland ist wie ein Alkoholiker, der nach Jahren mit täglich 1,3 Promille im
„Parlament der Saturiertheit“ lallt:
“ Ihr, die Anderen, ihr seid doch die Alkoholiker, was wollt ihr denn, es geht uns doch gut, lasst uns in Ruhe weiter wurschteln.“ Immer weiter und weiter ohne einen Funken Aufbruch-Semantik.
Sie haben zum richtigen Zeitpunkt exakt die richtige Ausstiegsbremse gezogen. Das war nicht unfair, nicht wegrennend nicht….
Das war ein einfach nur verantwortungsvoll gegen ein NICHT-Weiter-So.
Und wenn wir ganz ehrlich sind: AM hatte das von Anfang an grundkalkuliert.
Sie wollten sich nicht zum „Betäubungsbegleiter der Päpstin“ machen.
Die Ära ist im Grunde längst vorbei. Zu global-zu schnell- zu aufregend fordert uns die „Tyrannei der Umstände“ heraus.
Die meisten aus diesem „Bewahrungs- Orchester des Stillstandes“ sollten sich morgens im Spiegel fragen:
“ Was tue ich diesem Land damit bloß für die Zukunft an?“ Was tue ich wirklich für meine Kinder, damit Sie auch noch in 30 Jahren leben können?“

Nice Sunday!