Sexismus- Skandal, verlorenen Tv-Duelle, Rassismus-Vorwürfe- nichts konnte Donald Trup stoppen.

War es gerade seine Direktheit , die die Menschen angesprochen hat? Und wird das auch in Europa künftig der politische Ton? Der Kommunikationsexperte gibt  Antworten.

 

 

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  1. September 2016, Autor: Christoph Schwab

Lesen Sie Christoph Schwabs Gastbeitrag in der WiWo zur Einzigartigkeits-Darstellung von Wirtschaftsführern.
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An welchen Kommunikationsfehlern Top-Manager-Karieren scheitern – Gastbeitrag von Christoph Schwab

Hager und ausgemergelt schleicht er gebückt vom Platz. Seine Augen sinnleer, seine Gestik und Mimik extrem verhalten, seine Mundwinkel sparsam. Das, was aus selbigen kommt: Einzelne Worte. Man kann es erahnen.

Er sagt: „Ich hatte keine besonderen Momente in meiner Karriere. Ich saug alles auf!“

Zurückhaltend wie immer, fast sich schämend, einer der hinten ansteht und wenig spricht, man möchte ihn aufmuntern gut zureden und sagen: „Jung, Kopf hoch wird schon!“

Das ist der erfolgreichste Torschütze bei insgesamt vier Weltmeisterschaften. 16 an der Zahl. Für die Ewigkeit. 36 Jahre, 136 Länderspiele. Der einzige, der da gefährlich werden kann ist Thomas Müller, wenn er noch 8 Jahre dabei ist.

Das ist Miroslav Klose – von allen nur kurz „Miro“ gerufen.

Miro ist einfach da. Wie ein Monument. Er gehört dazu. Er hilft den jungen Spielern in der Standfestigkeit und Disziplin mit seiner Lebenserfahrung. Er spricht Mut zu von der Ersatzbank: Meist saß er da allerdings nie.

Heute reicht die Luft noch 60 Minuten. Die Kopfbälle, die er jahrelang an der mechanischen Leine trainierte, kann er nicht mehr so hoch ansetzen. Aber er ist da. Einfach da. Und trifft!

Unvorstellbar eigentlich, dass Miro irgendwann nicht mehr da ist.

Er hat in den letzten 13 Jahren eine erfolgreiche Ära im deutschen Fußball mitgeprägt und galt den Khediras, den Özils, Boatengs, Höwedes, Hummels und auch Schmelzers immer als Vorbild. Der goldene Jahrgang der 2009, der U21 Europameister wurde und mit Neuer zusammen jetzt sechs Spieler ins Endspiel der WM 2014 gebracht hat.

Niemals klagend, niemals meckernd, niemals sich beschwerend, sondern immer „sein Bestes gebend“.

Unterstützend, tätschelnd, zuhörend! Wertvoller Ratschlag-Geber für die Jungen.

Keine Verletzung hat ihn aufgehalten. Immer kam er zurück. Ob in Kaiserslautern, Bremen, München oder in Rom. Oder in seinem Heimatverein SG Blaubach-Diedelkopf.

Fast immer steht und läuft und passt und schießt er richtig. Und wenn es nicht sichtbar regulär zugeht, gibt er das sofort zu, wie weiland bei Lazio Rom.  Letzte Saison. Dafür feiern ihn die Italiener: Für seine Ehrlichkeit.

Das WM Finale wird sein letztes Spiel gewesen sein, auch wenn er es nicht zugeben möchte.

Miro sagt über Löw: „Das Schönste ist, dass er sich überhaupt nicht verändert hat“ und Löw denkt über Miro: „Ein Glück, dass der sich nie verändert hat.“

Komisch, dass die Fußballgemeinde das bei dem einem einfach nur wahnsinnig stark findet und bei dem Anderen wohl nie akzeptieren wird.

Miro – ich verneige mich vor einer Ikone perfekter und hochprofessioneller Normalität.

Darum kann ich mir auch partout nicht vorstellen, dass du irgendwann nicht mehr dabei bist. Auch wenn der Abtritt mit dem WM-Titel jetzt sicherlich leichter fallen wird.

aber die Hungrigen scharren in den START-Löchern…

„Ich habe zu lange am Erfolg 2008, 2010 und 2012 festgehalten“, seufzte der gutmütige Bernhardiner Vicente del Bosque gestern Abend in der Kabine der Spanier seinem Co-Trainer zu. Eigentlich sah er dabei aus wie immer.

Auch in dem letzten Jahrzehnt vorher. Zu perfekt lief die „blinde Kommunikation“, der „unendliche Kreisel der Erfolge“, der „Nimbus der Unbesiegbarkeit“.

Die gesamte Mannschaft und ganz Spanien hatten diesen Weg automatisiert.

Ein Gross-ARTiger!

Dazu brauchte es drei wichtige Faktoren:

1. Die Ein-Stellung

Die Einstellung zu „mir selbst“ und zum Partner/Gegner und zu meiner Interaktion.

Hatten die Spieler wirklich diese notwendige Ein-Stellung? Wollten sie wirklich gewinnen? Wollten sie sich wirklich quälen?

2. Die Präsenz

Wie kamen die Spieler auf das Feld? Wie sprachen die Spieler miteinander? Wie nahmen sie sich selbst wahr und vor allem wie die Gegner und das Publikum? Welche Kraftreserven brachten sie wirklich ein? Wo waren sie nach einer langen Saison mit ihren Gedanken eigentlich?

3. Die Kommunikation

Fand eine proaktive Kommunikation aller Leistungsträger wirklich statt? Konnte der erfahrene Trainer bei seiner Mannschaft noch einmal nach 2008, 2010 und 2012 das innere Feuer entfachen? Haben sich die Xabis, Iniestas, Xavis wirklich abgesprochen oder „gingen Sie einfach davon aus“, das würde schon klappen – halt wie immer…?

Der Weltmeister hatte sich das ganz anders gedacht. Gegen die Niederländer wollte man sich in ein Unentschieden retten, die Chilenen hat man ja immer schon geschlagen und der Rest wird schon „fließen“… Halbfinale – kein Problem…

Kennen wir solche Situationen nicht auch, wenn wir in Gespräche, Meetings, Präsentationen, Konferenzen und Vorträge gehen, die ja eigentlich immer perfekt liefen in den letzten Jahren? Und dann auf einmal kommt das „Bessere“, das „Andere“… das Schnellere…?

Die Holländer haben völlig unbekannte junge Spieler von Feyenoord und Ajax in die Mannschaft um van Persie, Sneijder und Robben gebaut. Van Gaal hat gezeigt, wie er den „Moment des Wechsels“ der Generationen beherrscht.

Gegen den erbitterten Widerstand seiner Landsleute übrigens. Er wird Manchester in die neue Fußball-Welt führen. Entdeckte u.a. die urwüchsige andere Kraft des jungen Thomas Müller.

Die Chilenen sind seit eher stark, aber in diesem WM-Jahr besonders:

„Wir haben den unbändigen Willen zu siegen“, raunte ausgehungert Alix Sanchez ins Mikrofon. Und noch so viele Rechnungen offen.

Sie adaptierten den Stil von Atlético Madrid perfekt, das ja Real Madrid am Rande einer Niederlage im CL Finale hatte.

So spielt man gegen einen Weltmeister, der im Kern gar nicht wusste, was er eigentlich gewinnen sollte. Oder?

Die Spieler sprachen kaum miteinander, sie hatten ja das Sprechen verlernt; die Spieler erkannten die Gegner nicht mehr, die sich alle stetig weiterentwickelt haben. Warum auch? Irgendwie haben wir es ja immer geschafft… Und die Spieler nahmen sich teilweise selbst nicht mehr wahr, denn 34-jährige „satte Dauersieger“ bewegen sich irgendwann halt anders als „hungrige junge Hochlandartisten“.

Die ganze „Ohn-MACHT „einer minimierten Ein-Stellung und Präsenz“ präsentierte gestern Abend der ehemalige Welttorhüter Iker Casillas stellvertretend für die gesamte Mannschaft: „Der Blick in die energetische & kommunikative Leere“ während des Spiels.

Der größte Klebstoff erfolgsverwöhnter Menschen und Spieler ist eine „Sieger-Gewohnheit!“

Wer jetzt glaubt, dass der spanische Fußball, der uns 10 Jahre hat staunen lassen, vorbei ist, irrt gewaltig. Erfolge brauchen Nieder-Lagen. Manchmal extreme, aber dann kommen die Thiagos, Kokes, und Iscos und Spanien wird stärker als vorher.

Mit einem David de Gea (22) für Iker, den scheinbar unbesiegbaren Helden einer ganzen Generation.

Ich verneige mich vor der spanischen Spiel-Kultur. Und vor ihrem feinen Señor del Bosque, der tragisch-anrührend gestern Abend als Mittelding des großen Jean Gabin und Pfarrer Sommerauer bedeutungsschwer nuschelte: “Wir müssen darüber nachdenken, was das Beste ist für den spanischen Fußball!“

Der etwas andere Bundesligajahresrückblick der Saison 2012/2013

„Er muss sich schon fragen, warum die Spieler eine Party feiern, wenn er geht.“

Bayern-Präsident Uli Hoeneß über den bei VfL Wolfsburg entlassenen Trainer Felix Magath

„Ich beschäftige mich nicht mit diesem Zeug, das verwirrt mich nur.“

Christian Streich am 22. Spieltag zu einer möglichen Europapokal-Teilnahme des SC Freiburg

„Ich gehöre nicht mehr dazu“, weinte und buhlte Uli Hoeneß in der „Zeit“ nach dem Auffliegen seines Zocker-Skandals um seine treuen Fans.
Christian Streich flog an der Seitenlinie praktisch seinem „Spiel nach“, mit Blutdruck 240 immer wieder zwischen aufgerissenen Augen und Genie hin und her!
„Schreib mir einfach rein, was ihr mir geben wollt“, raunte Peter Neururer bei seinem Engagement in Bochum zu seinem Gehalt seinen psychosozialen Rettern zu, „denn über drei Jahre im Abseits machen einen schon total verrückt“.
Was treibt diese Magier der Macht, diese wahnsinnigen Lichtgestalten der Droge des „Rundes Leders“ in die Katakomben der Stadien und in die „Fänge des Fernsehens“. Warum prostituieren sie sich in der multimedialen Macht der Medien bis zur seelischen Selbstverstümmelung? Das Ergebnis ist relativ einfach, wie so viele geniale Dinge im Leben „immer“ einfach sind.

Der Necker-Würfel:

Der Schweizer Physiker Albertz Necker erkannte 1790, dass der dreidimensionale Würfel immer wieder die Wahrnehmungsperspektive zwischen zwei „Ansichten“ wechselt. Dabei ist für jede der beiden Ansichten ein spezifischer physiologischer Vorgang zuständig! Nach einer begrenzten Zeit tritt eine neuronale Ermüdung ein, dann springt die Wahrnehmung auf die andere Perspektive um.